Freitag, 24. August 2012

Von der Nähmaschine zum Opel Ampera

  • Seit Gründung steht Opel für erschwingliche Mobilität
  • Technologische Vorreiterrolle im Zukunftsmarkt Elektromobilität
  • Werke feiern mit Tagen der offenen Tür
Rüsselsheim. Im August vor 150 Jahren, so sagt die Chronik der Familie, hat Adam Opel sein Unternehmen gegründet, von dem er sich sicherlich nicht hätte träumen lassen, dass es sich einmal zu einem der größten Autohersteller Europas entwickeln würde. Am 23. August 1862 so heißt es, kehrte Adam Opel, der älteste Sohn des Schlossermeisters Wilhelm Opel, mit der neueröffneten „Hessischen Ludwigs-Bahn“ nach fünfjähriger Abwesenheit in seine Heimat Rüsselsheim zurück. Er hatte schon in frühester Kindheit Gelegenheit gehabt, sich in den väterlichen Werkstätten mit Maschinen, Apparaten und Produktionsvorgängen bekannt zu machen. Nach Aufenthalten in Belgien, England und Frankreich war er mit der Idee zurückgekehrt, eine Nähmaschine zu bauen und in der Region zu verkaufen.
Mitte August 1862 beginnt Adam Opel in der väterlichen Schlosserwerkstatt mit dem Bau von Nähmaschinen. Dieser ist strikt gegen die verrückten Ideen seines Sohnes. Adam baut trotzdem weiter. Nachts und nahezu ohne spezielle Hilfswerkzeuge. Das Geschäft nimmt einen schnellen, steilen Aufstieg. Im Groß Gerauer Kreisblatt ist seinerzeit zu lesen: „Adam Opel, Mechaniker in Rüsselsheim, empfiehlt selbstgefertigte Nähmaschinen aller Art, nach der neuesten Construction und zu festen Preißen.“
Bald folgen Fahrräder; 1886 verlässt das erste „Velociped“ die Fabrik. Die Räder aus Rüsselsheim sind populär: Mitte der 1920er Jahre ist Opel größter Zweiradproduzent der Welt; längst stellt das Unternehmen auch Motorräder her. Die Geschichte des Automobilbaus beginnt 1899 – Opel ist damit nach Daimler-Benz der zweitälteste Autohersteller Deutschlands.
Der „Patent Motorwagen System Lutzmann“ macht den Anfang. Im Herbst 1902 präsentiert Opel mit dem Modell 10/12 PS seine erste Eigenkonstruktion. Die Autos finden reißenden Absatz: Bis 1906 haben bereits mehr als 1000 Fahrzeuge die Werkshallen verlassen. 1914 hat Opel alle Konkurrenten überflügelt und ist der größte Autoproduzent in Deutschland. Schon früh macht sich die Marke als Hersteller populärer und erschwinglicher Erfolgsmodelle einen Namen: „Doktorwagen“ (1909) und „Puppchen“ (1914) begründen den bis heute gültigen Opel-Anspruch, technisch hochklassige und zuverlässige, aber auch bezahlbare Automobile für breite Käuferschichten anzubieten.
Die 1920er Jahre symbolisieren den bis heute anhaltenden Innovationsgeist der Marke;
sie sind das Zeitalter der Laubfrösche und Raketen. Mit dem Kleinwagen 4/12 PS, wegen seiner grasgrünen Farbe im Volksmund bald liebevoll „Laubfrosch“ genannt, nimmt Opel 1924 als erster deutscher Hersteller die Fließbandproduktion auf. Außerdem macht das Unternehmen mit spektakulären Versuchen zum Raketenantrieb Furore, unter anderem 1928 auf der Berliner Avus: Fritz von Opel erreicht dort mit einem Raketenauto das damals fast unvorstellbare Spitzentempo von 238 km/h. Ein Jahr später erhebt sich Opel sogar in die Lüfte: Mit dem Opel-Sander RAK1 startet vom Frankfurter Rebstockgelände der – wenn auch kurze – erste öffentliche bemannte Raketenflug der Welt.
1929 brechen für die Autoindustrie harte Zeiten an. Die Weltwirtschaftskrise macht Millionen arbeitslos, die Konjunktur der „roaring twenties“ bricht wie ein Kartenhaus zusammen. Opel hat mit dem amerikanischen Konzern General Motors (GM) einen starken Partner gefunden. Der Rüsselsheimer Hersteller kann seine Marktposition festigen und baut 1935 erstmals über 100.000 Fahrzeuge im Jahr, unter anderem den „Blitz“ in einem neuen Lkw-Werk in Brandenburg. Zeitgleich präsentieren die Rüsselsheimer eine technische Innovation: Der Olympia ist der erste deutsche Serienwagen mit selbsttragender Ganzstahlkarosserie. Ein Jahr später legt das Unternehmen den Grundstein für eine 75-jährige Erfolgsstory in der Kompaktklasse:
Vom ersten Kadett spannt sich eine fast lückenlose Ahnenreihe bis zur populären Astra-Familie der Gegenwart. Mit einer Jahresproduktion von über 120.000 Autos ist Opel 1936 der größte Fahrzeughersteller Europas.
Nach der kriegsbedingten Unterbrechung der zivilen Produktion nimmt Opel in den Jahren des Wiederaufbaus rasch wieder Fahrt auf. Modelle wie Olympia, Olympia Rekord, Rekord P1 und Kapitän begleiten die Deutschen durch das Wirtschaftswunder; den Lebensmitteleinkauf hält derweil im Haushalt ein Kühlschrank Marke Opel „Frigidaire“ frisch. Zum 100-jährigen Bestehen 1962 eröffnet das Unternehmen in Bochum ein zweites Werk. Dort läuft der neue Kadett vom Band. In den 1960er Jahren entstehen zudem zahlreiche Modelle, die den sportlichen und emotionalen Ruf der Marke festigen, darunter legendäre „Kultautos“ wie Manta, Commodore und GT. Auch in der Oberklasse zeigt Opel Flagge: mit der prestigeträchtigen KAD-Reihe (Kapitän, Admiral, Diplomat), die später von Senator und Monza beerbt wird.
1971 läuft der zehnmillionste Opel vom Band. Im selben Jahr erreicht Georg von Opel in einem Versuchs-GT mit Batterieantrieb einen Geschwindigkeitsrekord von 188 km/h. Das Thema Elektromobilität hat Opel somit schon auf der Agenda, lange bevor es Jahrzehnte später in aller Munde ist. Mit dem Ampera ist das Unternehmen auf diesem Gebiet heute erneut Vorreiter.
1972 ist Opel Deutschlands erfolgreichster Autoproduzent. In Rüsselsheim entsteht ein neues Modellprogramm, das die Themen Sicherheit, Verbrauch und Umweltfreundlichkeit verstärkt in den Blick nimmt. Die fünfte Kadett-Generation, erstmals mit Frontantrieb, zählt 1979 mit einem cw-Wert von 0,39 zu den aerodynamischsten Kompaktwagen. Autos wie Omega A (cw 0,28) und Calibra (cw 0,26) setzen die Reihe später mit weiteren Rekordwerten fort. In den 1980er Jahren rückt das Thema Abgasreinigung in den Fokus. Opel gehört auch hier zu den Pionieren. Als erste deutsche Marke können die Rüsselsheimer eine komplette Katalysator-Flotte vorweisen und rüsten ab 1989 alle Modelle serienmäßig damit aus.
1991 debütiert im Astra das Opel Safety System mit Seitenaufprallschutz, Stützrampen in den Sitzen und Gurtstraffern. Mit dem Frontera beweist die Marke abermals ein sicheres Gespür für Trends: Das geländegängige Freizeitauto ist einer der Vorreiter der SUV-Bewegung und wird aus dem Stand Marktführer. 1992 nimmt mit dem Opel-Werk Eisenach die modernste Automobil-Produktionsstätte der Welt ihren Betrieb auf. Danach geht es Schlag auf Schlag: 1997 stellt Opel im Kleinwagen-Bestseller Corsa als erster europäischer Hersteller einen verbrauchsgünstigen Dreizylindermotor vor. 1999 feiert der Zafira Premiere. Mit dem Siebensitzer begründen die Rüsselsheimer das Boom-Segment der Kompaktvans und setzen neue Standards bei der Innenraum-Variabilität von Familienautos. Im gleichen Jahr feiert Opel ein grandioses Produktionsjubiläum: Das 50-millionste Auto mit dem Blitz-Logo verlässt die Werkshallen.
Der Opel Insignia läutet 2008 eine Neuausrichtung der Marke ein. Dem für das Topmodell formulierten Anspruch, skulpturales Design mit deutscher Ingenieurskunst zu verbinden, folgen auch alle weiteren neuen Opel-Modelle wie zum Beispiel die jüngsten Neuvorstellungen Zafira Tourer und Astra GTC.
Opel und seine britische Schwester Vauxhall verkaufen heute Autos in über 40 Ländern.
In Produktionsstätten und Entwicklungszentren in sechs europäischen Staaten beschäftigt das Unternehmen über 40.000 Mitarbeiter. 2011 verkaufte Opel/Vauxhall mehr als 1,2 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Mit der Einführung des elektrischen Opel Ampera, dem Auto des Jahres 2012, begründet die Traditionsmarke ein neues Segment im europäischen Automobilmarkt und unterstreicht damit ihre Rolle als Trendsetter für fortschrittliche Mobilitätslösungen.
Die Opel Werke feiern diese 150 Jahre mit einem Tag der offenen Tür, zum Beispiel in Rüsselsheim am 22. September.


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