Zum 42. AvD Oldtimer Grand Prix erlebten die Besucher der
prestige-trächtigsten Autoklassikerveranstaltung Europas eine ganz
besondere Premiere: 111 Jahre Opel-Motorsportgeschichte rollten am
Samstagvormittag über den Nürburgring. Vom Zweizylinder Opel Rennwagen
von 1903 bis zum aktuellen Corsa OPC der vierten Generation – insgesamt
15 Legenden einer großen Leidenschaft. Und so außergewöhnlich wie die
Fahrzeugflotte war auch die Fahrerriege, die sich für Opel in die
Klassiker setzte.
Einer wurde von seinen nostalgischen Gefühlen förmlich überwältigt.
„Wenn ich mich in dieses Auto setze, werde ich direkt 45 Jahre jünger“,
verriet der zweifache Rallye-Weltmeister Walter Röhrl, der beim
AvDHistoric Marathon startete, es sich aber nicht nehmen ließ, für diese
Präsentation bei Opel vorbeizuschauen. Durfte er sich doch in den Manta
A setzen, mit dem er 1975 für das Unternehmen startete.
Legendär wurde vor allem sein Auftritt beim 24-Stunden-Rennen
Spa-Francorchamps, von dem der heute 67-jährige den Besuchern im
Opel-Zelt mit leuchtenden Augen erzählte. „Damals kannte dieses Auto
noch niemand, doch plötzlich fuhr ich damit den haushoch favorisierten
Alfa Romeos davon.“ Das alte Liebe nicht rostet, bestätigte der
Motorsport-veteran ebenfalls: „Dieses Auto ist noch genauso jung wie ich
- absolut alltagstauglich.“
Das lässt sich vom Opel Rennwagen aus dem Jahr 1903 freilich nicht
unbedingt sagen. Opel hatte dessen Steuer in erfahrene Hände gegeben:
Oldie-Rallyefahrer Hanns Werner Wirth. „Wirklich erstaunlich, dass
dieses Auto immer noch rollt“, resümierte er hinterher – und gab
Opel-Markenbotschafter Jockel Winkelhock Recht: „Das hat mit dem
heutigen Autofahren nichts mehr zu tun, eher mit Segeln“, so der
dreimalige DTM-Sieger und Le Mans Gewinner von 1999.
„Jockel“ chauffierte einen Opel Grand Prix Rennwagen von 1913.
„Gaspedal in der Mitte, Fuß- und Handbremse immer gleichzeitig betätigen
- da sind so viele Kleinigkeiten zu beachten. Vor allem aber ist das
für den Fahrer auf Dauer körperlich ungeheuer anstrengend. Respekt vor
den Jungs, die damals damit Rennen fuhren.“ Das wohl am schwersten zu
kontrollierende Kraftpaket bändigte allerdings Wolfgang H. Scholz,
Opel-Mitarbeiter mit großer Classic-Kompetenz. Einen Opel Rennwagen von
1914 mit sage und schreibe 12,3 Liter Hubraum und 260 PS: „Dafür muss
man erst nach und nach ein Gefühl entwickeln, dann läuft’s Runde für
Runde besser.“
So sah es auch Opel-Finanzvorstand Michael Lohscheller, der mit
seiner Frau Ulrike auf dem Beifahrersitz einen Opel Commodore GS/E über
die Piste steuerte. „Nach der ersten Runde hatte ich den Wagen ganz gut
im Griff. Ich saß sogar Walter Röhrl im Nacken – nur hat er’s nicht
registriert.“
Man merkt’s: Ungeheuren Spaß hat die Begegnung mit 111 Jahren
Opel-Motorsport-geschichte allen gemacht. Ebenfalls am Start war auch
die berühmte „Schwarze Witwe“, die originalgetreue Rekonstruktion des
Rundstrecken-Rekord C aus den Siebzigern, sowie die Rallye-Version des
Ascona B, die damals unter anderem auch Walter Röhrl chauffierte. Und
ganz viel Corsa – „Corsa, alt und gelb“ hatte Opel schließlich als Motto
seiner Präsentation gewählt.
Uwe Mertin, Manager Opel Classic, war hinterher rundum zufrieden -
vor allem, weil auch das Wetter mitspielte. Rund eine Stunde vor dem
Start hatte es aufgehört zu regnen, so dass die Flotte auf eine trockene
Fahrbahn rollen konnten: „Bei Regen hätten wir die ganz alten Opel
nicht rausgelassen.“ Anscheinend wollte es sich auch Petrus nicht nehmen
lassen, diese Legenden einer gemeinsamen Leidenschaft einmal zusammen
„live“ zu erleben…
Bis einschließlich Sonntag erwartete der Automobilclub von
Deutschland (AvD) über 50.000 Besucher zu seinem 42. Oldtimer Grand
Prix.
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