Mittwoch, 10. September 2014

25 Jahre Opel Calibra: Vom Aerodynamik-Weltmeister zum Kult-Coupé

Echte Kult-Coupés kommen von Opel. Nach den Erfolgen von Manta, Opel GT und Monza setzte der Calibra diese Tradition mit seiner Premiere auf der IAA 1989 fort. Vor genau 25 Jahren stand dort ein äußerst progressiver Entwurf, der mit dem besten Luftwiderstandsbeiwert aller Serienfahrzeuge, Einzelradaufhängung und Schräglenker-Hinterachse, optionalem Allradantrieb sowie topmodernen Benzinmotoren mit serienmäßigen, geregelten Katalysatoren seiner Zeit weit voraus war. Dafür gab es bereits 1990 den bedeutendsten deutschen Autopreis – das Goldene Lenkrad.
Schon der Zweiliter-Basismotor mit 85 kW/115 PS beschleunigte den Aerodynamik-Weltmeister bis zu 203 km/h, sein 150 PS starker Vierventil-Bruder machte sogar erst bei 223 Sachen Schluss. Dabei genehmigte sich der Calibra 16V im Euromix-Verbrauch angesichts der Fahrleistungen sehr bescheidene 7,7 Liter auf 100 Kilometer. Sportlichkeit ohne Reue also – typisch Opel, genau wie der günstige Einstiegspreis von 33.900 Mark.
Solche Effizienz hat bei den Coupés aus Rüsselsheim Tradition: Schon der legendäre Manta profitierte von der Großserientechnik des Ascona, der Calibra bediente sich entsprechend beim eng verwandten Opel Vectra. In beiden Fällen entstanden daraus erschwingliche Traumwagen, die durch ihre gelungene Rezeptur aus Wirtschaftlichkeit, Zuverlässigkeit und kompromissloser Sportlichkeit zu Kult-Coupés und mittlerweile zu begehrten Klassikern geworden sind.

Die reine Lehre: Form follows function
Der Calibra vereint aufregende Linienführung und optimierte Aerodynamik mit kompromissloser Alltagstauglichkeit. Die weit nach oben schwenkende Heckklappe öffnet einen variablen Gepäckraum von bis zu 980 Liter Volumen. Trotz der Coupé-Form sichert der lange Radstand Bewegungsfreiheit und hohen Fahrkomfort für alle vier Passagiere. Dazu lässt die Ausstattung keine Wünsche offen: Servolenkung, Fünfgang-Sportgetriebe, Stereoanlage mit sechs Lautsprechern sowie getönte Scheiben sind serienmäßig, Klimaanlage, Vierstufenautomatik oder elektrisches Schiebe-Hebedach gibt es als Extras.

Die oberste Prämisse: Safety first
Die Opel-Entwickler nahmen beim Calibra bereits das heute hochaktuelle Thema Fußgängerschutz ins Visier. Die glattflächige Karosserieform, abgerundete Kanten, versenkte Scheibenwischerachsen und verdeckte Regenleisten sind richtungsweisend für spätere Fahrzeuggenerationen.
Das elektronisch geregelte ABS und die neuartigen Ellipsoid-Scheinwerfer mit höherer Lichtausbeute, scharfem Kontrast sowie geringem Streulicht verbessern die aktive Sicherheit. Die großvolumigen Stoßfänger an Bug und Heck absorbieren zudem im Falle eines Aufpralls reichlich Energie.

Die wichtigsten Modelle: As you like it
Bereits bei der Markteinführung 1990 gab es für beide Zweiliter-Benziner optional zum serienmäßigen Frontantrieb ein hochwertiges Allradsystem. Der Calibra 4x4 überzeugte mit exzellenter Traktion, hervorragender Bremsstabilität und sicherstem Fahrverhalten. Beste Voraussetzungen für noch mehr Power unter der Haube. Im März 1992 holte Opel zum ganz großen Wurf aus: Der Calibra Turbo stand zum Kampfpreis von 49.800 Mark bei den Händlern. Dafür gab’s Allradantrieb, Sechsganggetriebe, Sportsitze und 16-Zoll-Leichtmetallräder mit dicken 205/50er Schlappen serienmäßig. Vor allem gab es aber einen Turbomotor mit sündigen 204 PS (150 kW) und einem Drehmomentverlauf in Form des Tafelbergs von Kapstadt. Kurz gesagt: Beim Calibra Turbo konnte der Fahrer beim Motor anklopfen, wann immer er wollte – es war stets jemand zu Hause!
Legendär war und ist auch der Calibra in der Keke Rosberg Edition: Pünktlich zum Werkseinsatz in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (1993/94) kamen der neue Calibra V6 (2,5 Liter Hubraum, 125 kW/170PS) sowie die verschiedenen Zweiliter-Vierzylinder auch im weiß-gelben DTM-Look daher. Ganz weit vorn lagen diejenigen Kunden, die sich im Mai 1996 für einen Calibra Cliff Motorsport Edition entschieden. Diese Lackierung entsprach dem Klasse-1-Renner, mit dem Manuel Reuter zum Saisonende die Internationale Tourenwagenmeisterschaft (ITC) – Nachfolgeserie der DTM mit quasi WM-Status – für Opel gewinnen konnte. Solch ein straßenzugelassener Cliff-Renner rollte mit einem um 20 Millimeter tiefergelegten Sportfahrwerk, BBS-Leichtmetallrädern (7J x 16) und einem Preisvorteil von 3.601 Mark vor.

Das große Finale: Last Edition
Nur ein Jahr nach dem ITC-Erfolg bog der Calibra erneut auf die Zielgerade ein – das Produktionsende kam in Sicht. Nach 222.000 Zulassungen seit 1990 bildete die limitierte Last Edition den würdigen Abschluss. Das Sondermodell war bis Ende April 1997 bestellbar und kam mit Sportfahrwerk, BBS-Alus, Lederausstattung und Klimaanlage luxuriös daher. Als Motoren standen der 2,5-Liter Sechszylinder oder der mittlerweile 136 PS (100 kW) starke Zweiliter-Vierzylinder zur Wahl.
Am 29. August 1997 war dann offiziell Schluss. Nach sieben Jahren standen 238.647 im Stammwerk Rüsselsheim und bei Valmet im finnischen Uusikaupunki produzierte Calibra in den Auftragsbüchern. Die hohe Nachfrage hatte 1990 dazu geführt, die Jahresproduktion von geplanten 20.000 auf 60.000 Einheiten zu erhöhen und einen Teil davon bei Valmet Automotive herstellen zu lassen.
Neben Deutschland waren die wichtigsten Märkte für den Calibra Großbritannien, Italien, Spanien und Frankreich. Die Basisversion mit 115 PS führt die Verkaufsliste an und wurde 130.000-mal ausgeliefert, gefolgt vom Zweiliter mit 150 PS, der mehr als 61.000-mal gebaut wurde.
Als letzter seiner Zunft lief ein schwarzer Calibra Last Edition mit Zweiliter-Vierventilmotor vom Band, der heute von Opel Classic gern zu Youngtimer-Rallyes ausgeführt wird. Dort avanciert das blendend aussehende Coupé stets zum Publikumsliebling.


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